Researchers have uncovered a link between the mysterious Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) in children and the Epstein-Barr virus (EBV), which typically causes mononucleosis. PIMS typically arises four to eight weeks post-COVID-19 infection, resulting in severe inflammation and requiring intensive care for many affected children. Elevated levels of the immune signaling molecule TGF-beta post-infection may allow EBV to reactivate, leading to excessive inflammatory responses. These findings could pave the way for new treatments targeting TGF-beta.
Die Ursachen des mysteriösen PIMS-Syndroms bei Kindern
Die Ursachen des rätselhaften entzündlichen Syndroms PIMS, das als Folge einer Coronavirus-Infektion bei Kindern auftritt, waren lange Zeit unklar. Doch nun haben Forscher einen Zusammenhang mit einem anderen Virus entdeckt.
Als im Frühjahr 2020 die erste Welle von Corona die Welt überrollte, stiegen die Berichte über ein mysteriöses entzündliches Syndrom bei Kindern. Zunächst wurde es mit dem sogenannten Kawasaki-Syndrom in Verbindung gebracht, erhielt aber später einen eigenen Namen: PIMS, was für das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome steht. Bislang war die Ursache dieses entzündlichen Syndroms unbekannt.
Forschungsdurchbruch: Verbindung zum Epstein-Barr-Virus
Ein Forschungsteam von der Charité und dem Deutschen Rheumatologie-Forschungszentrum in Berlin hat nun einen Zusammenhang mit dem Epstein-Barr-Virus entdeckt, das auch Mononukleose verursacht. Diese Erkenntnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Bei Kindern verläuft eine Corona-Infektion in der Regel mild. PIMS tritt vier bis acht Wochen nach einer Corona-Infektion auf und zeigt sich durch Entzündungen im gesamten Körper – eine Überreaktion des Immunsystems. Zu den häufigsten Symptomen gehören hohes Fieber, Hautausschläge und Herzversagen, wobei jeder zweite betroffene Junge auf die Intensivstation eingeliefert werden muss.
Während der Pandemie erkrankten in Deutschland über 1.000 Kinder an PIMS. Was genau die Symptome auslöst, war zunächst ein Rätsel, wie der pädiatrische Rheumatologe Tilmann Kallinich erinnert: “Es betrifft wirklich Kinder, die zuvor vollkommen gesund waren und bei denen wir auch bei eingehenden Untersuchungen keine Ursachen finden konnten, wie etwa einen genetischen Defekt.”
Kallinich, der die Rheumatologie-Abteilung an der Charité leitet und einer der Studienautoren ist, stellte fest, dass eine bestimmte Art von speziell angepassten Immunzellen bei betroffenen Kindern ungewöhnlich häufig vorkam. Dies deutete darauf hin, dass ihr Immunsystem ein sehr spezifisches Ziel anvisiert.
Um herauszufinden, welches Ziel das sein könnte, arbeitete das medizinische Team der Charité mit dem Immunologen Mir-Farzin Mashreghi vom Deutschen Rheumatologie-Forschungszentrum zusammen. Mashreghi und sein Team fanden in den Blutproben erkrankter Kinder einen Botenstoff, der das Immunsystem auch Wochen nach der Corona-Infektion unterdrückt.
Dieser Botenstoff, bekannt als TGF-beta, wird normalerweise freigesetzt, wenn eine Infektion fast überwunden ist. Dies signalisiert dem Körper, dass die Gefahr vorüber ist und das Immunsystem heruntergefahren werden kann. Bei Kindern mit PIMS konnte jedoch eine hohe Menge dieses Botenstoffs Wochen nach der Infektion im Blut nachgewiesen werden.
Die Vermutung des Forschungsteams: Wenn das Immunsystem durch den Botenstoff zu stark heruntergefahren wird, könnte dies anderen Viren die Möglichkeit geben, sich zu vermehren. Weitere Untersuchungen wiesen auf das Epstein-Barr-Virus (EBV) hin, das als Erreger der Mononukleose bekannt ist. Fast jeder Mensch wird irgendwann im Leben damit infiziert, oft ohne es zu bemerken. Das Virus bleibt im Körper latent und kann reaktiviert werden, ähnlich wie Herpesviren.
Bei den PIMS-Patienten war genau dies der Fall, wie Mashreghi und sein Team nachweisen konnten: “EBV kann unkontrolliert vermehren und führt dazu, dass das Immunsystem immer mehr entzündungsfördernde Faktoren produziert.”
Obwohl die Körper der Kinder die richtigen Immunzellen zur Bekämpfung des Epstein-Barr-Virus produzieren – was die erste Beobachtung der Charité-Ärzte erklärt – reicht dies nicht aus, um das Virus unter Kontrolle zu bringen. Die Folge: eine übermäßige entzündliche Reaktion – oder anders ausgedrückt: das klinische Bild von PIMS.
Ein hoher TGF-beta-Spiegel nach einer Corona-Infektion kann somit zur Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus Wochen später führen und einen entzündlichen Schock im Körper auslösen.
Diese Erkenntnisse eröffnen auch neue therapeutische Möglichkeiten, da TGF-beta gezielt mit Medikamenten blockiert werden kann. Auch andere Corona-Folgen, wie Long Covid bei Erwachsenen, könnten möglicherweise auf diese Weise verhindert werden, schätzt Charité-Arzt Tilmann Kallinich.
Da Studien auch gezeigt haben, dass bei Long Covid deutlich mehr Antikörper gegen EBV im Blut der Betroffenen vorhanden sind, bleibt abzuwarten, ob die Blockierung des Botenstoffs tatsächlich PIMS und andere corona-bedingte Krankheiten verhindern kann. Klinische Studien werden nun diese Frage weiter untersuchen.