On a sunny Wednesday morning in Seoul, political unrest unfolds as an older woman protests for President Yoon Suk Yeol’s resignation. Following a chaotic night where Yoon declared martial law, public sentiment shifts dramatically, leading to stock market declines and protests at Gwanghwamun Square. Young protesters, like 18-year-old Park Kyeom Do, voice their discontent over Yoon’s governance and demand democracy, while opposition parties seek impeachment. The situation raises questions about the military’s role and the motivations behind Yoon’s drastic actions.
Ein Morgen in Seoul: Politische Unruhen und Proteste
Am Mittwochmorgen strahlt die Sonne über der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Mit angenehmen 5 Grad Celsius machen sich die Menschen auf den Weg zur Arbeit, während die Autos durch die Straßen fahren. Alles scheint seinem gewohnten Verlauf zu folgen. Doch in den öffentlichen Verkehrsmitteln fällt eine ältere Frau auf, die ein Schild hochhält und den sofortigen Rücktritt von Präsident Yoon Suk Yeol fordert. Die Passagiere werfen ihr nur einen flüchtigen Blick zu, bevor sie sich wieder abwenden.
Politische Turbulenzen und öffentliche Reaktionen
Der Präsident sitzt gedankenverloren am Boden und fragt sich, was in der vergangenen Nacht geschehen ist. Kaum etwas erinnert an die rasanten Ereignisse in der südkoreanischen Politik: Yoon hatte um 22:23 Uhr das Kriegsrecht ausgerufen, Soldaten stürmten ins Parlament und zogen kurz darauf wieder ab. Schließlich gab Yoon um 4:26 Uhr dem Willen der Nationalversammlung nach und hob das Kriegsrecht wieder auf. Am Mittwochmorgen scheint alles wie vage Erinnerungen an einen Albtraum.
Die politischen Unruhen in Südkorea sorgten zunächst für Nervosität an den asiatischen Aktienmärkten. Der südkoreanische Leitindex verlor 1,4 Prozent. In Seoul gab das Finanzministerium bekannt, dass es zusätzliche Liquidität bereitstellen würde, bis sich die Märkte stabilisiert hätten.
Die linksliberale Zeitung “Hankyoreh” fasst die Ereignisse in einem Cartoon zusammen: Yoon sitzt barfuß unter einem Baum, umgeben von leeren Soju-Flaschen und Dosen. Zitternd und zerzaust hält er ein Papier mit der Aufschrift “Ankündigung des Kriegsrechts” vor sich und fragt sich: “Was ist in der letzten Nacht passiert?”
Im Herzen Seouls, am Gwanghwamun-Platz, wo große Demonstrationen stattfinden, hat sich am Mittwochmorgen eine kleine Menschenmenge versammelt. Rund 150 Personen unterschiedlichen Alters halten Fahnen und Plakate mit der Forderung nach Yoons Rücktritt. Kurze Reden rufen nach Demokratie und einem Ende von Yoons Präsidentschaft. Einer von ihnen ist der 18-jährige Park Kyeom Do, der aus der umliegenden Provinz Gyeonggi angereist ist.
Der junge Mann, der nach der Schule Geschichte studieren möchte, kritisiert die Regierung Yoons, ebenso wie die Mehrzahl seiner Mitbürger. Vor dem gescheiterten Putsch hatten nur etwa 20 Prozent der Befragten Yoon positiv bewertet. Nach den Ereignissen der letzten Nacht dürften seine Zustimmungswerte noch weiter sinken.
Sogar die konservativen Zeitungen, die ihm bislang loyal gegenüberstanden, üben scharfe Kritik. Sie sprechen von einer “nationalen Schande” und “politischer Selbstzerstörung” und hinterfragen Yoons Urteilsvermögen sowie seine Fähigkeit, als Präsident zu agieren.
Die Empörung, die der junge Demonstrant Park empfindet, wird deutlich, obwohl er normalerweise wenig mit Konservativen gemein hat. Er wirft Yoon und seiner Regierung vor, das Land zurückzuwerfen. Südkorea sollte offen für unterschiedliche Menschen sein und ein lebenswertes Land, sagt Park und verweist darauf, dass die koreanische Gesellschaft noch immer Schwierigkeiten hat, Themen wie Homosexualität anzuerkennen. Konservative betrachten dies als Krankheit.
Park plant, in den kommenden Wochen weiter zu kämpfen, bis Yoon abgesetzt wird: “Er ist ein Verbrecher, der großes Chaos verursacht hat. Er muss bestraft und ins Gefängnis gesteckt werden.” Auch die Opposition setzt darauf und hat am Mittwoch einen Impeachment-Antrag gegen Yoon aufgrund der Ausrufung des Kriegsrechts eingereicht. Der Gewerkschaftsverband plant ebenfalls einen Streik, bis Yoon zurücktritt. Proteste gegen den Präsidenten werden am kommenden Wochenende voraussichtlich zunehmen, falls er bis dahin nicht zurücktritt.
Die regierende Partei entschuldigt sich zutiefst. Der Oberste Gerichtshof hat angekündigt, das Verfahren, das Yoon zur Ausrufung des Kriegsrechts genutzt hat, zu überprüfen. Yoons konservative Partei, die People Power Party, distanziert sich von dem Präsidenten. Parteivorsitzender Han Dong Hoon, der sich mit Yoon überworfen hat, erklärte, die regierende Partei entschuldige sich tief beim Publikum für diese peinliche Situation. Hohe Beamte aus Yoons Administration, wie sein Stabschef und Sicherheitsberater, reichten am Mittwoch ihre Rücktritte ein.
Die Rolle des Militärs bleibt unklar. Während Yoon während des Sturms auf das Parlament Spezialkräfte einsetzte, um seinen Willen zur Durchsetzung des Kriegsrechts zu demonstrieren, schienen die Soldaten überfordert. Sie sprühten Feuerlöscher auf die Menge, die sich hinter einer Tür verschanzt hatte. Und während ihres Rückzugs verbeugten sich einige Soldaten vor den Demonstranten, um sich zu entschuldigen.
Inzwischen wird allmählich klar, was im inneren Kreis Yoons vor der letzten Nacht geschah. Der 66-jährige Verteidigungsminister Kim Yong Hyun gilt als treibende Kraft. Er soll Yoon gedrängt haben, das Kriegsrecht auszurufen. Auch Innenminister Lee Sang Min spielte offenbar eine Schlüsselrolle in dem Plan.
Die drei Politiker teilen eine gemeinsame Vergangenheit. Sie besuchten die Chungdam High School in Seoul, und ihre Bindung ist seit diesen Jahren intakt. Der unabhängige Lebensstil der “Chungdam-Fraktion” wird dadurch verdeutlicht, dass Yoons Kabinett im Voraus nicht über die Ausrufung des Kriegsrechts informiert wurde. Sogar der Premierminister Han Duck Soo war nicht in die Planung einbezogen.
Die große Frage in Südkorea bleibt, was Yoon mit dieser Maßnahme erreichen wollte. War er wirklich so naiv zu glauben, dass die koreanische Gesellschaft zum ersten Mal seit 44 Jahren dem Kriegsrecht ohne Widerstand folgen würde?
Er hätte besser wissen müssen, wie intakt die südkoreanische Zivilgesellschaft ist und wie stark ihr Wille, sich gegen die politische Elite des Landes zu erheben. In den Jahren 2016 und 2017 demonstrierte die Gesellschaft friedlich gegen die verhasste Präsidentin Park Geun Hye, bis sie letztendlich durch ein Impeachment-Verfahren ihre Position verlor und ins Gefängnis kam. Der aktuelle Präsident Yoon Suk Yeol war damals der oberste Staatsanwalt.