Fribourg-Gottéron celebrated a memorable playoff semifinal evening, securing a thrilling 4-3 victory over Lausanne HC after a dramatic double overtime. Jan Dorthe scored the decisive goal, thrilling the 9,262 fans. Veteran Julien Sprunger, who is set to become the league’s oldest player, played a key role, marking his 400th goal. The passion for hockey in the region, coupled with Fribourg’s historical significance, reflects a growing enthusiasm that has revitalized the sport in Western Switzerland.
Fribourg-Gottéron: Ein unvergesslicher Abend im Playoff-Halbfinale
Am Samstagabend hätte Fribourg-Gottéron wie ein Zirkus wirken können, doch es war ein Galaabend. Kurz vor 23 Uhr begann die zweite Verlängerung im vierten Spiel der Playoff-Halbfinals. Jan Dorthe beförderte den Puck über die Schulter des Lausanner Torwarts Kevin Pasche ins Netz. Der Jubel der 9.262 Zuschauer war so ohrenbetäubend, dass es schien, als würde das Dach der Arena abheben.
Gottéron siegte mit 4:3 gegen Lausanne HC. Ein Abend, der drohte, in einem Drama zu enden, das nur Gottéron ertragen kann, fand doch noch ein gutes Ende. 4,5 Sekunden vor Schluss des dritten Drittels glich Damien Riat für Lausanne aus und erzwang die Verlängerung. Dem Tor war ein haarsträubender Fehler des Fribourger Verteidigers Andreas Borgman vorausgegangen.
Julien Sprunger: Ein Meilenstein in der Karriere
Der schwedische Spielerfehler hatte jedoch keine Konsequenzen. Der 19-jährige Dorthe, der als 13. Stürmer ins Spiel gegangen war, da Nathan Marchon verletzt war, korrigierte den Fehler. Gottéron benötigt nur noch einen Sieg, um nach 13 Jahren wieder ins Playoff-Finale einzuziehen.
Die Fribourger Fans feierten euphorisch, als wäre die Mannschaft bereits Champions. Eine ganze Region sehnt sich seit 88 Jahren nach diesem Moment. Der 1937 gegründete Club ist der älteste in der Liga und gehört seit seiner Promotion im Frühjahr 1980 ununterbrochen zur National League. Doch Fribourg hat noch nie den Titel gewonnen.
Die Menschen in der Region dürfen träumen, nicht zuletzt dank Trainer Lars Leuenberger. Doch am Samstagabend wurde nicht er gefeiert, sondern Julien Sprunger. Der 39-Jährige gab sein erstes Spiel für Gottéron im Frühjahr 2003. Kurz vor Weihnachten verlängerte er seinen Vertrag um ein weiteres Jahr. Nächste Saison wird er als ältester Spieler der Liga Andres Ambühl aus Davos ablösen.
Sprunger erklärte in der Verlängerung: “Ich fühle mich fit und kann dem Team noch viel beibringen.” Dass dies mehr als leere Worte waren, bewies der Veteran in den Playoffs. Letzten Donnerstag entschied er Spiel 3 der Serie in der zweiten Verlängerung und am Samstag brachte er Gottéron mit einem Solo über das gesamte Feld in Führung – es war sein 400. Tor in der Liga.
Alle 31 Heimspiele dieser Saison waren ausverkauft. Sprunger ist ein wenig wie Gottérons Thomas Müller. Wie der Bayern-Profi hat er seine gesamte Karriere bei nur einem Verein gespielt. In den laufenden Playoffs hat er bereits vier Tore erzielt. Auf die Frage nach seinem Geheimnis antwortete er am Samstag: “Ich habe Spaß an dem, was ich tue.” So einfach kann das Leben sein.
Doch Gottéron ist noch nicht am Ziel. In den Viertelfinals gegen SC Bern hatte das Fribourger Team bereits eine 3:1-Führung verspielt und nur im siebten Spiel auswärts gewonnen. Daher waren sie in der Kabine vorsichtig und warnten vor verfrühter Euphorie.
Die Begeisterung in der Region ist jedoch grenzenlos. Bei diesem 31. Heimspiel der Saison war die BCF Arena zum 31. Mal ausverkauft. Bislang haben 285.356 Zuschauer die Arena betreten – in einem Kanton mit 341.500 Einwohnern. Gottéron ist mehr als ein Verein. Es ist ein Identitätsstifter und ein Denkmal, wie die Kathedrale in der Altstadt. “On est Gottéron”, wie die Fans sagen.
Mit Fribourg-Gottéron erlebt der Eishockeysport in der gesamten Westschweiz einen Boom. Diese Region gilt als Wiege des Sports in der Schweiz. Hier wurden zu Beginn des letzten Jahrhunderts der Schweizerische Eishockeyverband und auch die internationale Eishockey-Föderation (IIHF) gegründet. Englische Touristen brachten das Eishockey in die Wintersportorte in Waadt und Wallis.
HC Villars und HC Bellerive Vevey waren unter den acht Gründungsmitgliedern des Verbandes, wobei Villars in den 1960er Jahren zweimal Meister wurde. Danach begann eine lange Durststrecke, bis Genève-Servette vor zwei Jahren den Titel zurück in die Westschweiz brachte.
Die Begeisterung ist nicht nur in Fribourg grenzenlos. Marc-Anthony Anner, der aus Villars stammt, ist seit vergangenem Herbst interimistischer Präsident des Schweizer Eishockeyverbands. Er sagt: “Ich sehe die Euphorie in der Romandie täglich in meinem Job als Schulleiter.” Eishockey ist aktuell bedeutender als Fußball. “Die Eisbahnen sind der ‘Place to be’.” Der Titel von Servette hat der ganzen Region gutgetan, sagt Anner. Er hat sie von dem Stigma befreit, notorische Verlierer zu sein.
Der Boom in der Westschweiz ist auch ein Produkt der wirtschaftlichen Entwicklung. Das Léman-Becken hat sich in den letzten Jahren zu einer florierenden Wirtschaftsregion entwickelt. Selbst in Lausanne, Gottérons Playoff-Gegner, herrscht nach Jahren der Enttäuschung Eishockey-Euphorie. Die Arena ist regelmäßig ausverkauft, auch wenn die Auslastung nicht ganz mit der in Fribourg mithalten kann.
Dennoch ist die Beziehung zwischen den beiden Clubs angespannt, nicht nur wegen der laufenden Playoff-Serie. Lausanne hat sich noch nicht damit abgefunden, dass Fribourg zusammen mit Zürich nächstes Jahr die Eishockey-Weltmeisterschaft ausrichten wird. Die Weltmeisterschaft hätte 2020 in der Schweiz stattfinden sollen, wurde jedoch aufgrund der Pandemie abgesagt; zu diesem Zeitpunkt war Lausanne als Austragungsort mit der neuen Arena am Genfersee vorgesehen. Sogar hochrangige Funktionäre des Schweizer Eishockeys sagen, es sei schwer nachzuvollziehen, dass Lausanne nun übergangen wurde.
Es ist offensichtlich, dass der ehemalige IIHF-Präsident René Fasel, ein Fribourger, all seinen Einfluss geltend gemacht hat, als das Angebot seiner Heimatstadt zugesprochen wurde. Der Generalsekretär des Turniers ist Christian Hofstetter, ein ehemaliger Kapitän des Fribourger Teams. Sie halten zusammen im Gottéron-Kosmos. Oder wie es im Vereinsmotto heißt: “Pour un jour, pour toujours.”