The fashion industry faced challenges despite increased revenues, particularly in Europe. Rieter, the largest spinning machine manufacturer, experienced a significant downturn in 2024, with a 39% revenue drop and a 70% decline in operational profit. The company is dealing with overcapacity in most regions, cost-cutting measures, and a weak market demand. Analysts’ optimistic forecasts have proven overly ambitious, leading to a decline in Rieter’s stock price and a struggle to regain investor confidence.
Die Herausforderungen der Modebranche
In den Garderoben vieler Verbraucher könnte man meinen, sie seien überfüllt. Oft wird auch über das fehlende Geld für neue Outfits geklagt, bedingt durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten.
Trotz dieser Bedenken konnte die Modeindustrie im vergangenen Jahr jedoch eine positive Entwicklung verzeichnen. Laut dem Datenanbieter Statista stiegen die Umsätze im Bereich Kleidung und Accessoires in allen drei Hauptmärkten der Branche. Europa verzeichnete mit einem Anstieg von 3 Prozent das stärkste Wachstum, wobei die europäischen Verbraucher 2024 fast 490 Milliarden Dollar für Kleidung ausgaben. In den USA betrug der Anstieg 2 Prozent, während der Markt in China stagnierte, da die Konsumstimmung angespannt ist.
Rieters schwierige Lage
Im Erfolgsbericht des weltweit größten Herstellers von Spinnmaschinen, Rieter, spiegelte sich die robuste Verfassung der Modemärkte jedoch nicht wider – im Gegenteil. Das traditionsreiche Unternehmen aus Winterthur erlebte 2024 ein weiteres Krisenjahr.
Der Umsatzrückgang von 39 Prozent auf 859 Millionen Franken war bereits bekannt. Bei der Bilanzmedienkonferenz am Donnerstag erfuhren die Investoren, dass der operative Gewinn (Ebit) um über 70 Prozent fiel. Mit 28 Millionen Franken wurde sogar die niedrigen Erwartungen der Finanzanalysten um etwa 10 Prozent verfehlt.
Das konsolidierte Ergebnis, das von 74 auf 10 Millionen Franken fiel, bewegte sich gefährlich nah an der Verlustzone. Thomas Oetterli, der CEO von Rieter, äußerte, dass die Hersteller von Textilmaschinen auch 2024 mit einem ungünstigen Marktumfeld zu kämpfen hatten. „Wir haben nun das vierte Jahr des Rückgangs erreicht. Niemand in der Branche kann sich an eine so lange Krise erinnern.“
Die meisten Spinnereien halten sich nach wie vor mit Investitionen zurück. Die Branche sieht sich weiterhin mit Überkapazitäten konfrontiert, außer in Indien, wo die Kapazitätsauslastung mit 87 Prozent zufriedenstellend ist. In China, dem größten Markt für Spinnmaschinen, stieg die branchenweite Auslastung nur um einen Prozentpunkt auf 56 Prozent, so Rieter. In der restlichen Welt war sie auf 68 Prozent begrenzt.
Aufgrund der schwachen Marktnachfrage musste Rieter auch bei den Kosten genau hinsehen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden um über ein Fünftel reduziert. „Wir haben überall den Gürtel enger geschnallt“, sagte CFO Oliver Streuli.
Streuli, der als Vertrauter des Hauptaktionärs Peter Spuhler gilt, berichtete von drastischen Kürzungen bei den Reisekosten. Zudem führte das Unternehmen für nahezu alle Standorte Kurzarbeit ein.
Am Hauptsitz in Winterthur müssen die Mitarbeiter daher ein oder zwei Arbeitstage pro Woche zu Hause bleiben. Da dies mit einer Gehaltskürzung einhergeht, möchte auch der CEO ein Zeichen setzen und verzichtet auf 10 Prozent seines Grundgehalts. Im vergangenen Jahr betrug dies 850.000 Franken, und Oetterlis gesamte Vergütung belief sich auf 2,2 Millionen Franken.
Analysten hatten ihre Schätzungen zu optimistisch angelegt. Im vergangenen Oktober musste Rieter weitere Stellenkürzungen in Winterthur bekannt geben, nachdem dort im Vorjahr bereits eine Umstrukturierung stattgefunden hatte. Weitere personelle Maßnahmen am Hauptsitz sind laut Oetterli nicht geplant.
Das Unternehmen erwartet jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte eine Belebung des Geschäfts. Insgesamt dürfte der Umsatz auf dem schwachen Niveau des Vorjahres von knapp 900 Millionen Franken stagnieren.
Die meisten Marktbeobachter wurden von dieser Entwicklung überrascht, da sie zuvor mit einer signifikanten Erholung auf fast 1,2 Milliarden Franken gerechnet hatten. Die Prognose für die Ebit-Marge, die das Management von Rieter mit 0 bis 4 Prozent sieht, zeigt ebenfalls wenig Zuversicht. Finanzanalysten hatten zuvor eine Verbesserung auf fast 6 Prozent erwartet.
Am Donnerstag fiel der Aktienkurs des Unternehmens um 5,6 Prozent auf 81,40 Franken. Das Management steht vor der Herausforderung, das angeschlagene Vertrauen der Investoren in Rieter wiederherzustellen.