An unusual session of the Arab League in Cairo resulted in a unanimous plan for Gaza’s future, countering Trump’s proposal for its transformation into a luxury resort. The Egyptian-led 105-page document outlines a $53 billion reconstruction plan, including temporary housing for residents and a future port and airport. However, questions remain about funding and the disarmament of Hamas, with mixed reactions from regional powers and skepticism about actual implementation.
Die ungewöhnliche Sitzung der Arabischen Liga
Die Treffen der Arabischen Liga haben oft einen ritualhaften Charakter. In prunkvollen Konferenzräumen, geschmückt mit üppigen Blumengestecken, versammeln sich die Staatsoberhäupter der arabischen Länder, um sich brüderlich zu umarmen, Israel und den Westen zu kritisieren oder interne Streitigkeiten zu klären. Entscheidende Beschlüsse werden selten gefasst.
Ein überraschender Plan für Gaza
Am Dienstag war es jedoch anders. Bei der mit Spannung erwarteten Sondersitzung der Staatengruppe in Ägyptens neuem, noch unvollendeten Hauptstadtprojekt im Osten von Kairo, zeigten die arabischen Staatsoberhäupter plötzlich Produktivität. Einstimmig verabschiedeten sie einen gemeinsamen Plan für die Zukunft Gazas, der als Gegenentwurf zu Trump’s Plan zur Entvölkerung des Küstenstreifens und dessen Umwandlung in eine luxuriöse Mittelmeerriviera gesehen wird.
Das von Ägypten eingebrachte 105-seitige Dokument, das bereits am Vortag in der Presse kursierte, sieht einen schrittweisen Wiederaufbau des verwüsteten Gazastreifens vor. Ägypten schätzt die Kosten für dieses Mammutprojekt auf etwa 53 Milliarden Dollar. Während der Bauarbeiten sollen die Bewohner Gazas in temporären Unterkünften untergebracht werden. In ferner Zukunft sind sogar ein Hafen und ein Flughafen im Küstenstreifen geplant.
Zusätzlich soll eine palästinensische Zivilverwaltung, bestehend aus Experten, die Verwaltung des zerstörten Gebiets übernehmen; neu ausgebildete Polizeieinheiten sollen für Sicherheit sorgen. Auch die palästinensische Autorität von Mahmoud Abbas, die als machtlos und korrupt gilt, findet Berücksichtigung: Sie soll nicht nur im Hintergrund bei der Neugestaltung der Verwaltung helfen, sondern letztlich auch die Kontrolle im Gazastreifen zurückgewinnen, aus dem sie 2007 von Hamas verdrängt wurde.
Ägyptens Präsident Abdelfatah al-Sisi, der Gastgeber, zeigte sich sichtlich erleichtert, als er den Gipfel eröffnete. Der ehemalige General in Kairo stand besonders unter Druck durch Trumps Riviera-Plan. Die wirtschaftlich angeschlagenen Ägypter möchten alles tun, um zu verhindern, dass Hunderttausende von vertriebenen Palästinensern aus dem benachbarten Gaza auf ihrem Territorium landen.
Erst angesichts von Trumps Drohung gelang es den Arabern, einen konkreten Vorschlag für Gaza zu erarbeiten. Zuvor hatten sie monatelang vermieden, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ob jedoch die ehrgeizigen Pläne aus Kairo tatsächlich umgesetzt werden, bleibt fraglich. Trotz aller Details bleibt der arabische Vorschlag für Gaza in vielen Punkten vage. Es ist nach wie vor unklar, wer die Kosten für den Wiederaufbau tragen soll. Bis heute verweigern potenzielle Geberländer die Bereitstellung von Geldern, solange Hamas im Küstenstreifen an der Macht ist.
Offiziell sieht der Kairoer Plan die Entmachtung von Hamas vor. Doch die Terrorgruppe hat nicht die Absicht, freiwillig das Feld zu räumen. Während sie bereit ist, die zivile Verwaltung des bereits als Belastung angesehenen Gebiets abzugeben, möchte sie ihre Waffen behalten. Sollten die arabischen Staaten nicht bereit sein, Hamas notfalls gewaltsam zu entwaffnen, droht Gaza das gleiche Schicksal wie Libanon, wo eine schwer bewaffnete, radikale Miliz, Hezbollah, eine machtlose Regierung dominiert.
Entsprechend gemischt fielen die Reaktionen auf die Beschlüsse des Kairoer Gipfels aus. Nicht nur Israel, das auf einer vollständigen Entwaffnung von Hamas besteht und mittlerweile eine totale Blockade über Gaza verhängt hat, wies den Vorschlag zurück. Auch in Washington fand er wenig Zustimmung. Präsident Trump beharrt auf seiner eigenen Vision des Wiederaufbaus ohne Hamas, erklärte der US-Sprecher Brian Hughes am Mittwochmorgen.
In Kairo wurde jedoch auch deutlich, dass die Prioritäten der Araber teilweise weit auseinanderliegen. Die Länder Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die für den Wiederaufbau Gazas aufgrund ihrer finanziellen Macht unverzichtbar sind, schickten lediglich ihre Außenminister nach Ägypten. Sowohl Riad als auch Abu Dhabi bestehen auf einer harten Linie gegen Hamas und zögern, Geld in ein von Islamisten kontrolliertes Gebiet zu investieren. Ohne solide Garantien werden sie wahrscheinlich nicht an einem Gaza-Plan teilnehmen.
Die Staatsoberhäupter von Algerien und Tunesien, die zuletzt mit einer radikal pro-palästinensischen Haltung auf sich aufmerksam gemacht hatten, blieben ebenfalls dem Gipfel fern. Stattdessen traten zwei Neulinge auf: der Libanese Joseph Aoun und der neue syrische Präsident Ahmed al-Sharaa, ehemals bekannt als Abu Mohammed al-Julani. Beide kamen nach dem israelischen Krieg gegen die schiitische Miliz Hezbollah an die Macht, die mit Hamas und Iran verbündet ist.
Insbesondere Sharaa fiel als scharfer Kritiker Israels auf. Bislang hatte er sich trotz laufender israelischer Luftangriffe auf sein Land nicht geäußert. Doch der kämpferische Auftritt des Syrers änderte nichts an der offensichtlichen Schwäche der Araber angesichts der Situation in Gaza. Selbst wenn ihr Vorschlag nie umgesetzt wird, erfüllt er dennoch eine Funktion: Er dient als Blitzableiter für Trumps gefürchteten Riviera-Plan.