The Baller League, an indoor football event, has debuted in Berlin at the former Tempelhof Airport, raising questions about its execution and promises. With a focus on attracting those distanced from traditional football, the league features a mix of amateur players and influencers, creating a unique atmosphere. However, the event struggles with audience engagement and lacks the vibrant support typical of football culture, despite its cool setting and marketing efforts.
Die Baller League: Ein neuer Anfang in Berlin
Das Indoor-Fußball-Event ‘Baller League’ hat seinen Weg nach Berlin gefunden und erlebte seinen ersten Spieltag im ehemaligen Flughafen Tempelhof. Wie es vor Ort ist und warum nicht alle Versprechen der Veranstalter gehalten werden, ist eine interessante Frage.
Man möchte es vielleicht nicht, doch manchmal ist es notwendig, grundlegende Fragen zu stellen. Die ‘Baller League’ hat für ihre dritte Saison von Köln nach Berlin gewechselt und ist nun im Hangar sieben des ehemaligen Tempelhofer Flughafens beheimatet. Überall ist ihr Slogan zu lesen, der erklärt, was dies sein soll und warum man sich wieder mit den Grundlagen des Fußballs beschäftigen muss: ‘Eine neue Ära des Fußballs.’
Ein Konzept für die Zukunft?
Was das genau bedeutet, bleibt unklar, doch glücklicherweise hat Daniel Donaldson, der 38-jährige CMO der ‘Baller League’, Zeit für eine kleine Medienrunde kurz vor dem Anpfiff des ersten Spiels. Mit seinem gewinnenden Lächeln könnte man ihm sogar eine Autoversicherung abkaufen, obwohl man kein Auto besitzt. Er erklärt, dass sie Menschen erreichen wollen, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr vollständig mit dem traditionellen Fußball verbunden sind. Leider nennt er keine spezifischen Gründe. Und ob wirklich so viele Menschen sich vom traditionellen Fußball abwenden, ist fraglich.
Die Zuschauerzahlen in den Stadien steigen eher, als dass sie fallen. Auch die Einschaltquoten im Fernsehen sind stabil. Trotz der Tatsache, dass es durchaus Gründe gibt, sich vom ‘modernen’ Fußball abzuwenden – wie korrupten Verbänden, die Menschenrechte für Geld ignorieren und bei Sportwashing involviert sind – bleibt das Gefühl, dass alles nur kommerziell ist.
Im Hangar sieben in Berlin Tempelhof gibt es auch ein Pendant am Flughafen Salzburg, das als inoffizielles Hauptquartier des Getränkeherstellers Red Bull dient. Dieser kauft seit 2005 ganze Fußballvereine ausschließlich zu Werbezwecken. Möglichkeiten zur Mitbestimmung durch nervige Vereinsmitglieder sind hier nicht erwünscht. Im Gegensatz dazu war die große Stärke des Fußballs immer seine Zugänglichkeit und die Chance zur Mitgestaltung. Red Bull und auch die Baller League stehen jedoch für das Gegenteil.
Die Baller League ist ein exklusiver Kreis, bestehend aus einer Handvoll Amateurfußballern, ein paar mittelmäßigen Ex-Profis und Influencern, die als Teammanager fungieren und die Baller League in Streams und sozialen Medien als Content-Generator nutzen. Es erinnert ein wenig an vergangene Zeiten mit Stefan Raab und seinen Wok-Wettkämpfen oder Stockcar-Rennen. Fans von Streaming-Stars wie Montana Black oder Knossi würden ihre Idole wahrscheinlich auch in einer Wettliga verfolgen. Fußball ist hier nur ein Accessoire.
Diese Atmosphäre spürt man am ersten Spieltag der Baller League in Berlin. Während draußen die rote Abendsonne über dem Tempelhofer Feld strahlt, dominiert im Hangar sieben die kühle Stimmung eines TV-Studios vor einer Aufzeichnung. Viele junge Leute wuseln umher, ausgestattet mit Headsets und Kameras. Ein Gefühl von ‘Es geht gleich los’ liegt in der Luft. Aber was genau?
Auf dem Spielfeld herrscht während und zwischen den Spielen reges Treiben. Die Stars der Baller League betreten wiederholt das Spielfeld, es wird viel gelacht und gestreamt. Die etwa 1.000 Zuschauer in der Halle sind jedoch eher Zuschauer, man könnte auch sagen: Accessoires. Sie bekommen nichts von dem mit, was live für das Internet produziert wird.
Während der Spiele wird es ähnlich ruhig. Ein Ansager ist zwar vorhanden, aber akustisch so schlecht verständlich, dass man irgendwann gar nicht mehr versucht, ihm zu folgen. Auch die einzige Anzeigetafel im Hangar hilft nicht viel. Man muss sich wirklich mit dem Thema auskennen, um zu verstehen, wer gegen wen spielt oder warum ein Spiel derzeit unterbrochen ist.
Die Spielerqualität hat sich im Vergleich zur ersten Saison deutlich verbessert. Die Spieler sind athletisch und technisch versiert, was die Spiele jedoch relativ statisch macht. Geschichte des Hallenfußballs zeigt, dass er besonders reizvoll war, wenn er nicht zu ernst genommen wurde. Die Spieler der Baller League nehmen das Ganze jedoch sehr ernst und neutralisieren sich dadurch meist gegenseitig. Erst in den finalen Minuten einer Halbzeit, in denen sogenannte Game-Changer-Regeln gelten, wird es wieder spannend. Dann stehen plötzlich nur drei oder sogar nur ein Spieler gegenüber. Dann fallen Tore, und erst dann wird deutlich, dass hier tatsächlich etwas passiert.
Bis dahin ist es überraschend still in der Halle. Oft für Minuten. Obwohl jede Mannschaft ein paar Unterstützer hat, die in eigens dafür vorgesehenen Bereichen während der Spiele Stimmung machen sollen. Doch die Ultra-Kultur scheint sich nicht kopieren zu lassen. Die kontinuierliche Unterstützung der Baller League hat offensichtlich ein Ausdauerproblem.
Alles sieht im Hangar sieben unglaublich cool aus. Aber vermutlich würde selbst die Jahreshauptversammlung der Lausitzer Schneckenzüchter in der Atmosphäre dieses historischen Flughafengebäudes cool aussehen. Es gibt auch einen Food Truck, einen Brezelstand und Getränke. Die vielen Unternehmen, die die Baller League unterstützen – vermutlich um die zu erreichen, die sich aus verschiedenen Gründen vom traditionellen Fußball entfernt haben – haben alle ihre coolen kleinen Stände. Vielleicht ist dies einfach die beste Marketingmesse aller Zeiten, die keine Messe ist. ‘Eine neue Ära der Messe’ sozusagen.