The Swiss Cycling Association unveiled its ambitious plans for a women’s road cycling team, Nexetis, set to launch in 2025. Despite recent successes by Swiss female cyclists, challenges persist, including a lack of talent development and high staff turnover within the association. The team, supported by suppliers but lacking a major sponsor, aims to provide young riders with competitive opportunities in a supportive environment, while addressing concerns about potential conflicts of interest with private teams.
Die Wahl des Veranstaltungsortes unterstreicht die Ambitionen. Die Eventhalle des Zürcher Szenelokals Aura ist für Veranstaltungen mit bis zu 600 Personen ausgelegt. Dort präsentierte der Schweizerische Radsportverband am Montag sein neues Projekt, moderiert von einem professionellen Moderator: ein Frauenstraßenradsportteam, das ab der Saison 2025 aktiv sein wird.
Ambitionierte Pläne für den Radsport
Die Pläne sind ambitioniert. “Wir möchten junge Frauen inspirieren, sich dem Radsport zu widmen,” erklärt Thomas Peter, der Geschäftsführer von Swiss Cycling. “Unser Ziel muss sein, dass sie denken: Ich möchte eines Tages Teil dieses Teams sein. Talente sollen es in der Schweiz künftig einfacher haben als Marlen Reusser damals.”
In den letzten Jahren haben Schweizer Straßenradfahrerinnen beachtliche Erfolge erzielt. Reusser gewann internationale Titel, Elise Chabbey wurde zu einer respektierten Athletin auf der World Tour, und im September sicherte sich Jasmin Liechti die Silbermedaille in der U23-Kategorie bei den Weltmeisterschaften in Zürich. Dennoch sind Reusser, Chabbey und Liechti alle Spätstarterinnen im Sport, die erst später zum Radsport fanden. Der Verband hat es kaum geschafft, eigene Talente aus unteren Jugendkategorien an die Spitze zu bringen, mit wenigen Ausnahmen wie Noemi Rüegg.
Wandel im Verband – Abgänge und Rückschläge
Die Bemühungen, im Frauenradsport Fuß zu fassen, laufen schon lange, doch die Fortschritte blieben bisher sporadisch. Christian Rocha, der von 2011 bis 2015 Nationaltrainer der Frauen war, forderte mehr Möglichkeiten für das Nationalteam, mehr Frauenrennen in der Schweiz und neue Angebote für Radsportlerinnen. Swiss Cycling entließ ihn aus Kostengründen und wegen mangelnden Erfolgs. Seitdem gibt es keinen Nationaltrainer, der ausschließlich für Frauenstraßenradfahrerinnen zuständig ist.
Die Personalfluktuation im Verband ist allgemein hoch. 2019 startete Swiss Cycling das Projekt “Fast and Female”, um Barrieren beim Einstieg in den Radsport abzubauen. Die ehemalige Welt- und Europameisterin Emma Pooley aus Großbritannien übernahm die Leitung, trat aber nach nur einem Jahr zurück. “Mir fehlten messbare und effektive Ziele,” sagte sie später. Auch ihre Nachfolgerin, Natalie Müller, gab nach kurzer Zeit auf.
Die tumultartige Geschichte führt dazu, dass wichtige Persönlichkeiten aus der Schweizer Radsportszene skeptisch auf neue Initiativen von Swiss Cycling im Frauenradsport reagieren. Die Protagonisten äußern sich in Hintergrundgesprächen, da niemand zitiert werden möchte.
Die Entstehungsgeschichte von Nexetis verdeutlicht die allgemeine Zurückhaltung. Theoretisch hätte es möglich sein können, das neue Frauenteam in Kooperation mit einem der beiden bestehenden Männerteams in der Schweiz zu gründen. Die Verantwortlichen von Tudor und Q36.5 zeigten jedoch kein Interesse an Gesprächen. Bisher wurde auch kein finanziell starker Sponsor gefunden. Das Frauenteam wird jedoch von den Zulieferern Thömus, DT Swiss und Assos unterstützt. Die Suche nach potenten Sponsoren geht weiter.
In Ermangelung eines Namenssponsors nannte Swiss Cycling das Team Nexetis, eine Kombination der Begriffe Nexus, Next und Ethos. Das Budget für die erste Saison beträgt 2 Millionen Schweizer Franken, wobei die Ausrüstung mehr als die Hälfte des Betrags von den genannten Zulieferern bereitgestellt wird. Von dem Basisbetrag von 800.000 Franken wird Swiss Cycling maximal die Hälfte übernehmen.
In den letzten Monaten wurden prominente Unternehmen mit einer irreführenden Präsentation umworben. Alessandra Keller, die Gesamtsiegerin des Mountainbike-Weltcups, trat als Aushängeschild des Teams auf, obwohl sie bis jetzt noch keinen Vertrag mit Nexetis unterschrieben hat.
Auf Anfrage bestätigt Swiss Cycling indirekt den Prozess. Es wurde besprochen, “hochklassige Mountainbikerinnen wie Alessandra Keller oder Jolanda Neff (…) als Gastfahrerinnen ins Team zu integrieren,” heißt es in einer Erklärung. Aufgrund bestehender Verträge mit anderen Teams ist eine solche Integration jedoch nicht einfach. Man sucht weiterhin nach Lösungen.
Prominente Namen fehlen derzeit in der Aufstellung; die bekannteste Vertreterin von Nexetis ist bisher die Weltmeisterschafts-Silbermedaillengewinnerin Liechti. Das Team besteht aus acht Schweizer Talenten, drei Japanerinnen und einer Slowenin. “Die jungen Fahrerinnen benötigen Rennerfahrungen, um physiologisch voranzukommen,” so der Geschäftsführer von Swiss Cycling. Sie wollen den Fahrerinnen einen grundlegenden Rahmen für Straßenrennen bieten. “Sie sollten nicht gezwungen werden, einem ausländischen Team beizutreten, um Rennerfahrung zu sammeln. Viele sind noch nicht reif genug für einen Umzug ins Ausland.”
Beobachter befürchten Interessenkonflikte, insbesondere in finanziellen Angelegenheiten: Der Verband erhält Steuergelder, tritt aber nun in Konkurrenz zu privaten Teams. Auf die Frage dazu antwortet Thomas Peter: “Es gibt immer tausend Gründe, etwas nicht zu tun.” Swiss Cycling hat klare Rahmenbedingungen geschaffen, um Interessenkonflikte auszuschließen.
Um formale Unabhängigkeit zu gewährleisten, wurde die Fast and Female Team AG gegründet, in der Peter ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender fungiert. Der Nationaltrainer Edi Telser wird zur Hälfte bei Swiss Cycling und zur Hälfte bei Nexetis beschäftigt. Auch Stellen für Mechaniker, Physiotherapeuten und Soigneure aus dem Verband sind geplant. Die direkten Kosten der ausländischen Fahrerinnen sollen extern gedeckt werden. Es ist denkbar, dass ein Sponsor aus Japan an Bord kommt.
Beobachter stellen weitere kritische Fragen. Ob der Verband bei der Auswahl für internationale Meisterschaften in Zukunft möglicherweise Fahrerinnen aus Nexetis bevorzugt. “Dass es solche Bedenken extern gibt, ist verständlich,” sagt ein Medienvertreter. “Intern haben wir jedoch keine Bedenken, da wir unseren Kriterien treu bleiben und weiterhin die Athletinnen mit den besten Aussichten auswählen.” Der Verband hat auch eine Partnerschaft mit Tudor, ohne Athletinnen aus dem Team zu bevorzugen.
Bei der Veranstaltung im Aura blieben am Montag mehrere Plätze leer. Gleichzeitig beschweren sich Vertreter anderer privater Teams, dass sie nicht aktiv über das Nexetis-Projekt informiert wurden. Einige Missverständnisse könnten vielleicht vermieden werden, wenn innerhalb der Schweizer Radsportszene mehr kommuniziert würde, anstatt über einander.