Respect for the deceased is increasingly questioned as many ancient remains are displayed in museums, often stripped of dignity. This objectification reduces individual lives to mere curiosities, despite widespread cultural acceptance. The thrill of viewing human remains, rooted in a history of exploitation, raises ethical concerns about voyeurism and the treatment of the dead. It emphasizes the need to honor the humanity and societal context of those who have passed, recognizing their right to dignity even after death.
Der Respekt vor den Toten
Die Hinterbliebenen von Montsuef hatten keinen Zweifel daran, was sie sich für den Verstorbenen wünschten. In dem Dokument, das die Ägypter in seinem Grab platzierten, steht klar: „Dein Geist wird in deinem Körper erneuert, während du in deinem Sarg ruhst.“ Kein Wort darüber, dass Montsuef nackt in einem Glaskasten liegt und von Schulkindern angestarrt wird.
Genau dieser Zustand ist das Schicksal vieler antiker Toter in der heutigen Zeit. Es ist an der Zeit, dies zu beenden. Die Ausstellung von Leichnamen in Vitrinen verwandelt sie in Objekte, entmenschlicht sie und raubt ihnen ihre Würde.
Die Faszination und ihre ethischen Implikationen
Im Westen wachsen viele Menschen mit dem Gefühl auf, das ihnen durch Museumsbesuche und Dokumentationen vermittelt wird: Es sei ihr Recht, die menschlichen Überreste anderer, insbesondere aus archäologischen Kontexten, zu sehen. Als ein Museum in England vor einigen Jahren die Mumien in Vitrinen mit Tüchern bedeckte, kam es zu empörten Reaktionen der Besucher. Umfragen zeigen immer wieder: Museumsgäste finden es gut, dass menschliche Überreste ausgestellt werden.
Dieses Argument wird auch genutzt, um die Praxis als unproblematisch darzustellen. Der Leitfaden des Deutschen Museumsverbands besagt, dass die Präsentation menschlicher Überreste in Museen in Europa kulturell und sozial seit langem „weitgehend akzeptiert“ ist. Doch kulturelle und soziale Akzeptanz ist kein Freibrief für unethisches Verhalten.
Die Umfragen zeigen außerdem, dass nur wenige Befragte Mumien als menschliche Überreste betrachten. Sie werden eher als Objekte wahrgenommen, ähnlich wie Schmuck oder Keramikwaren. Dabei sind sie totes Leben, individuelle Menschen.
Bis ins 20. Jahrhundert galten mumifizierte Körper als medizinisches Mittel. Die Objektivierung der Toten hat eine lange Tradition. Bevor die mumifizierten Leichname aus Ägypten in Museen gelangten, wurden sie als medizinische Zutaten gesucht. Seit dem 12. Jahrhundert schworen Europäer auf ein Pulver, das angeblich allerlei heilte – und doch nichts heilte, denn es waren Jahrtausende alte, gemahlene Leichname aus ägyptischen Gräbern.
Die zugrunde liegenden Gründe für die Plünderung ägyptischer Gräber und die Ausstellung der Leichname sind bedenklich. Aber was zieht die Besucher in Scharen zu diesen Vitrinen mit den Toten? Es ist der Nervenkitzel des Horrors und ein Voyeurismus, der sich als Neugier tarnt, ein Verlangen nach Einblicken in die Intimität eines anderen, das ihnen eigentlich nicht zusteht.
Viele der ausgestellten Toten sind nackt, weil sie entblößt wurden. Das British Museum in London zeigt den Körper eines Mannes aus Gebelein, der in trockenen Wüstensand begraben und somit natürlich mumifiziert wurde. Er liegt mit angewinkelten Beinen, und erst in den letzten Jahren hat eine strategisch platzierte Steinplatte verhindert, dass Schulkindern tagtäglich der Blick auf den Leichnam ermöglicht wird. Ganz gleich, wie lange dieser Mensch tot ist – das ist erniedrigend.
Das Recht auf Menschenwürde gilt auch nach dem Tod. Doch im Bereich der Archäologie ist es wichtig, auch den Respekt vor der Person und der Gesellschaft zu bedenken, in der der Verstorbene lebte.