Recent U.S. sanctions have imposed significant impacts on the Russian oil industry, marking the most extensive measures since the onset of the Ukraine conflict. The sanctions primarily target major Russian oil companies and their shipping operations, leading to a rise in oil prices. With restrictions on numerous vessels, including those part of Russia’s shadow fleet, the ability to transport oil is severely affected. Meanwhile, China and India, key buyers of Russian oil, have indicated reluctance to purchase from sanctioned ships, complicating Russia’s export strategies.
Neue Sanktionen der USA treffen die russische Ölindustrie
Fast drei Jahre lang zögerten die USA, bevor sie einen weitreichenden Schlag gegen die russische Ölindustrie landeten. Doch vor wenigen Tagen wurden umfassende Sanktionen verhängt, die seit dem Beginn von Moskaus großem offensiv gegen die Ukraine die umfangreichsten sind. Die neue Ungewissheit auf dem Ölmarkt hat ihren Preis: Der Preis für ein Barrel Brent-Öl stieg um 5 Prozent und liegt seit über einer Woche über der Marke von 80 US-Dollar pro Barrel.
Die Auswirkungen der Sanktionen auf den Ölmarkt
Die letzte Preiserhöhung über diese Marke geschah Anfang Oktober 2024, als die Welt eine militärische Eskalation zwischen Israel und Iran befürchtete. Diese Eskalation blieb jedoch aus. Im Gegensatz dazu sind die neuen Probleme auf dem Ölmarkt klar und in den Sanktionslisten des amerikanischen Finanzministeriums verankert.
Unternehmen lassen sich relativ leicht ersetzen, doch Schiffe sind schwerer zu beschaffen. Die Biden-Administration zielte am 10. Januar auf zwei große Unternehmen ab: Surgutneftegas und Gazprom Neft, die dritt- und viertgrößten Ölproduzenten Russlands, sowie auf Sovcomflot, das Hauptschifffahrtsunternehmen des Landes. Die USA gingen jedoch vorsichtiger vor, was sich darin zeigt, dass Rosneft, das größte Ölunternehmen, und Gazprom, der größte Gasproduzent, noch nicht direkt betroffen sind – nur deren Tochtergesellschaften.
Es ist zu erwarten, dass Russland weiterhin versuchen wird, seine Ölexporte durch eine Vielzahl von Zwischenunternehmen zu verschleiern und westlichen Sanktionen zu entkommen, da die EU und die G7-Staaten ein Embargo auf russisches Öl verhängt und einen Höchstpreis von 60 US-Dollar pro Barrel für russisches Rohöl auf dem Weltmarkt festgelegt haben.
Die Konstruktion von Schiffen ist jedoch zeitaufwändiger als die Gründung von Unternehmen. Hier liegt die größte Wirkung der neuen Sanktionen: Die USA haben 183 Schiffe, darunter 143 Öltanker, auf ihre schwarze Liste gesetzt. Diese umfassen sowohl reguläre Tanker als auch solche, die Teil der russischen Schattenflotte sind, wie der Informationsdienst Kpler berichtet. Mit dieser Flotte versucht Russland, sein Öl außerhalb der Sanktionen zu verkaufen.
Früher wurden einzelne Schiffe sanktioniert, doch nun wurde eine neue Dimension erreicht. Laut Kpler transportieren die betroffenen Tanker etwa 42 Prozent des russischen Öls, das auf dem Seeweg exportiert wird. Die Sanktionen bewirken unter anderem, dass Handelsunternehmen diese Schiffe nicht mehr chartern können und Versicherungen sie nicht mehr abdecken. Versicherungsdeckung ist eine Grundvoraussetzung im internationalen Rohstoffhandel.
Der anfängliche Bann gilt für amerikanische Unternehmen, doch viele andere Akteure werden wahrscheinlich ebenfalls den neuen Regelungen folgen, um nicht Ziel so genannter sekundärer Sanktionen zu werden. Diese Sanktionen bestrafen ausländische Akteure, die gegen amerikanische Strafen verstoßen. Da der globale Rohstoffhandel stark von westlichen Dienstleistern und Transaktionen in Dollar abhängt, haben amerikanische Sanktionen erhebliche Auswirkungen auf die Branche.
Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sind China und Indien zu den wichtigsten Käufern russischen Öls aufgestiegen. Die neuen Sanktionen zielen auf Schiffe ab, die im letzten Jahr für etwa 61 Prozent der Öllieferungen von Russland nach China verantwortlich waren; im Fall Indiens sind es etwa ein Drittel. Beide Länder haben bereits signalisiert, dass sie kein Öl von sanktionierten Schiffen kaufen möchten.
Ein Schiff ist nicht nur ein Schiff: Washington hat auch gezielt sogenannte Shuttle-Tanker ins Visier genommen, die speziell dafür gebaut wurden, Rohstoffe von russischen Produktionsstätten zu Ladeterminals zu transportieren. Laut einer Auswertung der Nachrichtenagentur Bloomberg betrifft dies Schiffe, die von sibirischen Gewässern durch die Arktis nach Murmansk reisen oder die russischen Bohrinseln vor der pazifischen Insel Sachalin bedienen.
Die Schattenflotte könnte wachsen. Obwohl russische Unternehmen diese Schiffe weiterhin betreiben können, werden ausländische Kunden wohl sicherstellen, dass die Lieferwege ihres Öls “sauber” sind und keine Sanktionen verletzen. Laut Bloomberg könnte dies den Transport von etwa 1,5 Millionen Barrel Rohöl pro Tag erheblich beeinträchtigen – zumindest den Transport über legale Kanäle.
Im Gegenzug könnten die sanktionierten Schiffe nun dauerhaft in die russische Schattenflotte gedrängt werden. Mit dieser Flotte aus überwiegend älteren und oft nicht versicherten Tankern versucht Moskau, Sanktionen sowie die Preisobergrenze zu umgehen. Experten sehen darin ein erhebliches Umweltrisiko. Der Tanker “Eventin”, der kürzlich tagelang in der Ostsee vor der deutschen Insel Rügen trieb, könnte Teil dieser Problematik sein.
Laut Schätzungen von Wissenschaftlern der Kiewer Schule für Wirtschaft transportiert die Schattenflotte etwa 70 Prozent des russischen Öls, das auf dem Seeweg exportiert wird. Die Ökonomen schätzen die Größe der Flotte auf mindestens 300 Tanker, wobei einige nur für Einzelverträge in diese Parallelwelt eintauchen. Dies könnte sich ändern: Laut dem russischen Nachrichtenportal The Bell stehen mittlerweile 7 Prozent der globalen Tankerflotte unter Sanktionen.
Da viele Schiffe aus dem legalen Rohstoffhandel zurückgezogen werden, schrumpft die Transportkapazität für Öl erheblich, was zu einem Anstieg der Frachtpreise für Supertanker führt. Dass der Ölpreis nicht weiter gestiegen ist, wird auf das Marktungleichgewicht zurückgeführt: Das Angebot übersteigt derzeit die Nachfrage, auch aufgrund einer hohen Produktion in den USA.
Wird der Ölmarkt weiterhin überversorgt bleiben? Die amerikanische Energieinformationsbehörde (EIA), eine hochangesehene Energieagentur, erwartet, dass der Druck auf die Rohölpreise auch 2025 und 2026 anhalten wird. Laut ihrer neuesten Schätzung soll der Preis in diesem Jahr im Durchschnitt bei 74 US-Dollar und 2026 bei 66 US-Dollar pro Barrel Brent liegen – doch zum Zeitpunkt der Prognose waren die Auswirkungen der verschärften Sanktionen noch nicht absehbar.
Es steht fest: Präsident Joe Biden muss sich während seiner Amtszeit keine Sorgen über steigende Benzinpreise machen. Dies könnte seine Entscheidung für aggressivere Maßnahmen erleichtert haben.