The article discusses the ongoing preparations for the European digital currency, clarifying misconceptions fueled by conspiracy theories. It emphasizes that the final phase of development is set to begin after the preparation ends, with the actual launch not expected before 2027. Experts highlight that the digital euro will not replace cash and will be an alternative payment method. The text addresses concerns about privacy, taxation, and potential government overreach, advocating for a factual rather than conspiratorial approach to discussions about digital currencies.
Vorbereitung auf den digitalen Euro: Ein Blick auf die Fakten
Die Vorbereitungsphase für die Einführung einer europäischen digitalen Währung neigt sich dem Ende zu. Für Verschwörungstheoretiker ist dies ein beunruhigendes Szenario. Doch die Pläne sind noch lange nicht in Stein gemeißelt.
Missverständnisse und die Realität des digitalen Euros
Eine “digitale Diktatur”, die “abweichende Meinungen bestraft” und letztendlich eine “Weltregierung” schafft: Glaubt man den zahlreichen Verschwörungstheorien in den sozialen Medien, wurde das Ende der Welt, wie wir sie kennen, bereits im März beschlossen. Auslöser war eine Rede von Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), über den digitalen Euro.
Diese Rede wurde von vielen Apokalyptikern bereits verzerrt wiedergegeben. Entgegen der weit verbreiteten Annahme kündigte Lagarde nicht die Einführung des digitalen Euros für Oktober an. Sie äußerte lediglich den Wunsch, die Vorbereitungsphase bis Oktober abzuschließen. Diese Information ist jedoch weit weniger schockierend, als sie in den sozialen Netzwerken dargestellt wird. Die Vorbereitungsphase, die die EZB im Oktober 2023 einleitete, sollte ursprünglich bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Zuvor gab es bereits eine zweijährige Untersuchungsphase.
Das Ende der Vorbereitungsphase bedeutet jedoch nicht, dass der digitale Euro sofort eingeführt wird. Vielmehr beginnt die finale Phase, in der die möglichen Entwicklungen und Anwendungen des digitalen Euros ausgearbeitet werden. “Hier wird die Einführung vorbereitet”, erklärt Christoph Schneider, Professor für Finanzwesen an der Universität Münster. Die Umsetzung des digitalen Euros ist frühestens für 2027 geplant.
Da die Planung für den digitalen Euro noch in der Vorbereitungsphase ist und die EU die entsprechenden Gesetze initiieren muss, sind viele Aspekte noch nicht endgültig entschieden und werden weiterhin verhandelt. “Ein wichtiger Punkt ist: Die EU muss zuerst die rechtlichen Grundlagen schaffen und der EZB im Wesentlichen das Mandat dazu geben”, sagt Peter Tillmann, Ökonom an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Viel hängt davon ab, wie die EZB den digitalen Euro in Abstimmung mit den Banken gestaltet. Es ist geplant, dass Sparer nicht direkt mit der EZB interagieren, sondern über ihre Hausbank auf den digitalen Euro zugreifen, so Tillmann.
„Was mich an diesen Verschwörungserzählungen etwas irritiert, ist die Tatsache, dass die EZB, wenn sie wirklich wollte, die Einführung vorantreiben könnte“, sagt Schneider. „Aber wenn man sich diesen Zeitplan ansieht, erkennt man, wie viel Zeit sie sich für die Einführung des digitalen Euros nehmen. Zudem ist bisher nichts endgültig entschieden.“
Bereits online wird behauptet, dass Steuern zukünftig direkt über den digitalen Euro abgezogen werden könnten. Tillmann hält dies jedoch für äußerst unwahrscheinlich. “Zunächst einmal sind die EZB und der digitale Euro von staatlichen Stellen getrennt. Der Staat hat also keinen Zugriff darauf.” Die EZB selbst hat keine Steuerhoheit.
Lars Hornuf, Professor für Finanzwesen und Finanztechnologie an der TU Dresden, weist ebenfalls darauf hin, dass die automatisierte Steuererhebung heute bereits technisch möglich ist und aus praktischen Gründen häufig erfolgt. “Es gibt jedoch keinen rechtlichen Rahmen, der es ermöglicht, Steuern ohne Zustimmung der Steuerzahler automatisch zu erheben. Und es sind derzeit keine weiteren rechtlichen Regelungen für den digitalen Euro geplant.”
Im Allgemeinen hängt viel davon ab, wie anonym der digitale Euro letztlich sein wird, sagt Hornuf. Dies ist in erster Linie eine technische Frage. Je anonymer der digitale Euro ist, desto höher ist der Datenschutz. Dies würde jedoch auch die Verfolgbarkeit illegaler Aktivitäten erschweren.
Experten betonen auch, dass der digitale Euro nur als Alternative zu Bargeld und anderen digitalen Anbietern eingeführt wird. “Niemand wird gezwungen sein, den digitalen Euro zu nutzen”, sagt Tillmann. Darüber hinaus ist die EZB nicht die einzige Zentralbank mit solchen Plänen. Laut der Website “CBDC Tracker” prüfen weltweit mehr als 100 Länder und Währungsunionen die Einführung von digitalem Zentralbankgeld, und in einigen Ländern wurde es bereits eingeführt.
Die Europäische Zentralbank gibt grünes Licht für die nächsten Schritte in Richtung digitaler Euro.
Experten betonen, dass die Einführung des digitalen Euros nicht bedeutet, dass Bargeld abgeschafft wird, wie in den sozialen Netzwerken behauptet wird. Die EZB erklärt auf ihrer Website, dass der digitale Euro Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen würde. “Bargeld wird auch im Euro-Raum weiterhin verfügbar sein, ebenso wie andere derzeit genutzte private elektronische Zahlungsmethoden”, so die EZB.
Darüber hinaus könnten weder die EZB noch die EU einfach die Ausgabe von Bargeld einstellen, sagt Hornuf. Dies würde mit erheblichen wirtschaftlichen Umwälzungen verbunden sein. Zudem wären politische Mehrheiten in den Mitgliedstaaten notwendig. Bargeld ist derzeit auf verfassungsrechtlicher Ebene in der EU verankert. Die EU hat auch wiederholt Pläne angekündigt, Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel zu stärken. Die EZB arbeitet an einer neuen Generation von Euro-Banknoten, die in einigen Jahren eingeführt werden sollen.
Behauptungen, dass Bargeld abgeschafft oder dass staatliche Überwachung durch Zahlungsmethoden wie den digitalen Euro eingeführt wird, sind alles andere als neu. Sie finden sich bereits in alten Verschwörungserzählungen. “Die Erzählung, dass bestimmte dunkle Kräfte Kontrollmechanismen, insbesondere in Bezug auf Geld und Finanzen, einführen wollen, ist recht alt”, sagt Jan Rathje, Senior Researcher am Center for Monitoring, Analysis, and Strategy (CeMAS).
Bereits in den Protokollen der Weisen von Zion wird angedeutet, dass Juden heimlich die Ausgabe von Papiergeld fördern, das nicht an den Goldstandard gebunden ist, erklärt Rathje. Die Protokolle der Weisen von Zion sind ein weit verbreitetes antisemitisches Pamphlet, das Anfang des 20. Jahrhunderts entstand.
Rathje glaubt, dass es durchaus sinnvoll ist, sich kritisch mit digitalen Währungen auseinanderzusetzen, dies jedoch auf einer faktischen Ebene und nicht im Rahmen von Verschwörungserzählungen geschehen muss. Verschwörungserzählungen beziehen sich im Gegensatz zu legitimer Kritik auf angeblich bestehende geheime Pläne einer bösartigen Elite.
Die Risiken, die digitale Währungen mit sich bringen können, zeigen autoritäre Staaten wie China. Dort werden Apps wie WeChat für Zahlungen verwendet, die von der chinesischen Regierung als Überwachungsinstrument eingesetzt werden. Auch Elon Musk hat Pläne, eine digitale Währung auf seiner Plattform X einzuführen.