The Future of Syria’s Drug Factories After the End of Asad’s Narco-State

Bashar al-Assad’s regime has been heavily involved in the production and distribution of Captagon, a stimulant, on an industrial scale in Syria. Recent evidence reveals warehouses and factories in Damascus filled with these pills. Following the regime’s fall, Hayat Tahrir al-Sham (HTS) has shown foreign journalists Captagon production sites but faces challenges in controlling illegal drug production. Despite HTS’s claims to combat drug trade, they reportedly tolerate Captagon labs in Idlib. The drug trade remains crucial for the Syrian economy, with implications for neighboring countries facing security threats from its consumption.

Die Rolle von Captagon in Syriens Drogenproduktion

Bashar al-Assads umfassende Beteiligung an der Drogenproduktion und -verteilung ist seit langem bekannt. Neueste visuelle Beweise zeigen jedoch, dass das syrische Regime das Stimulans Captagon in industriellem Maßstab hergestellt und verteilt hat. Seit dem Sturz des Diktators sind zahlreiche Fotos und Videos aufgetaucht, die Lagerhäuser und Produktionsstätten in Damaskus und anderen Städten zeigen, in denen große Mengen der charakteristischen Pillen mit dem C-Logo gelagert werden.

Die aktuellen Entwicklungen unter Hayat Tahrir al-Sham

Die neuen islamistischen Herrscher von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) zeigen ausländischen Journalisten bereitwillig eine Fabrik am Stadtrand der Hauptstadt, in der Captagon-Pillen produziert wurden. Diese Einrichtung, die zuvor Captain Corn-Chips herstellte, war bis zum Sturz des Regimes streng bewacht und abgeschottet. Jetzt können Reporter die Hallen in Duma besichtigen, wo Millionen von Pillen und große Tanks mit chemischen Vorläufern gelagert werden.

„HTS hat angekündigt, entschlossen gegen die Captagon-Produktion vorzugehen“, erklärt die Expertin Caroline Rose, die seit Jahren am Newlines Institute in Washington zu Drogenhandel in Syrien forscht. Nach dem Fall Assads versprach HTS-Chef Ahmed al-Sharaa während seines Auftritts an der Umayyaden-Moschee in Damaskus, Syrien von Drogen zu befreien. Die Frage bleibt jedoch, ob die neuen islamistischen Herrscher über die Mittel verfügen, um dies zu erreichen.

Für das Regime war Captagon eine zentrale Einkommensquelle. Obwohl das Regime der größte Akteur in der Captagon-Produktion in Syrien war, gab es auch viele kleinere Produktionsstätten, die von unabhängigen Gruppen im Süden rund um Daraa und Suweida betrieben wurden. HTS hat jedoch keine direkte Kontrolle über diese Gruppen und verfügt bislang auch nicht über eine eigene Anti-Drogen-Einheit, die sich mit der Bekämpfung von Produktion und Schmuggel beschäftigt.

Die Ernsthaftigkeit der neuen Herrscher im Kampf gegen Drogen bleibt abzuwarten. HTS hat frühzeitig erkannt, dass die Positionierung als Gegner der Captagon-Produktion ihrem internationalen Image zugutekommen könnte. Es gibt jedoch Berichte, die besagen, dass HTS Captagon-Labors in der von ihnen kontrollierten Region Idlib toleriert und Steuern auf den Drogenhandel erhebt.

Dennoch wird angenommen, dass die Produktion nicht auf demselben Niveau fortgesetzt wird. Das Regime hatte das Stimulans zuletzt in industriellem Maßstab produziert, und für den klammen Staat war es eine zentrale Einkommensquelle. Vor einigen Jahren schätzte das Center for Operational Analysis and Research (COAR), dass Captagon Syriens wichtigstes Exportgut war, das dem Land mehrere Milliarden Dollar pro Jahr einbrachte.

Ohne Captagon wäre Assad wahrscheinlich viel früher gestürzt. Mehrere Mitglieder des Assad-Clans waren direkt an der Produktion beteiligt. Insbesondere der gefürchtete Bruder des Präsidenten, General Maher al-Assad, spielte mit seiner vierten Division eine wichtige Rolle. Assads Cousin Samer al-Assad soll den Handel in der Küstenprovinz Latakia kontrolliert haben. Lange Zeit wurden die Pillen versteckt in Obstkisten, elektrischen Geräten und anderen Waren über den Hafen von Latakia geschmuggelt, bevor der Schmuggel zunehmend auf Landrouten über Jordanien und den Irak umschwenkte.

Ohne die Einnahmen aus dem Drogenhandel wäre der bankrotte Staat Assad wahrscheinlich viel früher zusammengebrochen. Der Sektor war so wichtig, dass Assad trotz starken internationalen Drucks nicht bereit war, ihn aufzugeben. Als die Golfstaaten im Mai 2023 Syriens Wiederaufnahme in die Arabische Liga zustimmten, war eine ihrer Bedingungen, dass Assad den Captagon-Schmuggel eindämmt. Doch der Diktator war unwilling, das lukrative Geschäft aufzugeben.

Für Saudi-Arabien und andere Golfstaaten stellt das illegale Stimulans ein ernstes Sicherheits- und Gesundheitsproblem dar. Vor Jahren wurde geschätzt, dass 40 Prozent aller saudischen Männer im Alter von 12 bis 25 Jahren die weißen Pillen konsumieren. Das Stimulans wird sowohl von wohlhabenden Jugendlichen auf Partys als auch von Studenten unter Prüfungsstress und von Migrantenarbeitern, die ihre Nachtschichten überstehen wollen, konsumiert.

Das Medikament Captagon, das den Pillen ihren Namen gibt, hat lange nichts mehr mit den heutigen Inhalten zu tun. Die deutsche Pharmafirma Degussa entwickelte es ursprünglich zur Behandlung von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung), stellte jedoch 1986 aufgrund schwerer Nebenwirkungen die Produktion ein. Heutzutage ist der ursprüngliche Wirkstoff Fenetyllin kaum noch in den Pillen enthalten; die meisten enthalten eine Mischung aus verschiedenen Substanzen wie Koffein, Chinin, Theophyllin und Chloroquin.

Die Entdeckung der Captagon-Fabriken bietet eine hervorragende Gelegenheit, die Pillen auf ihre Inhaltsstoffe zu testen, sagt Expertin Rose. Es ist wichtig, dass die Verbraucher genau wissen, was sie konsumieren. In der Einrichtung in Duma wurden wahrscheinlich zwei Arten von Pillen mit unterschiedlichen Zusammensetzungen produziert. Aus ihrer Sicht wäre es ideal, wenn UN-Experten bei der Untersuchung der Captagon-Bestände helfen und beim Abbau der Einrichtungen sowie der Entsorgung der Drogen und Chemikalien unterstützen könnten.

Mit dem Ende der Captagon-Produktion in Syrien wird es nun zu einem signifikanten Rückgang des Angebots kommen. Während einige Bestände möglicherweise außerhalb Syriens existieren, war der Sturz des Regimes so unerwartet, dass die Händler kaum Zeit hatten, größere Reserven aufzubauen. Da die Nachfrage jedoch gleich bleibt, dürften die Preise auf dem Markt steigen. Für andere Produzenten bietet sich hier die Gelegenheit, ihre eigene Produktion zu steigern, erklärt Rose.

In den letzten Jahren haben einige der Drogenlabore von Syrien in benachbarte Länder wie Irak, Türkei, Kuwait und Ägypten verlagert. Diese könnten nun einspringen. Die libanesische Hezbollah-Miliz, die seit langem im Drogenhandel aktiv ist, könnte ebenfalls Teile des Marktes übernehmen. Allerdings wird Hezbollah wahrscheinlich vorsichtig sein, größere Fabriken im Libanon zu errichten, da diese leicht Ziele israelischer Luftangriffe werden könnten.

Was mit den riesigen Captagon-Vorräten in Syrien geschehen wird, bleibt ungewiss. Ein Lagerhaus am Militärflughafen Mezze in Damaskus wurde wahrscheinlich durch einen israelischen Luftangriff zerstört. Andere Lagerhäuser wurden von den Betreibern in Brand gesetzt

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