Hundreds of Palestinians protested in Beit Lahia, waving white flags and holding signs demanding an end to the war and calling for peace, despite threats from Hamas. The protests, which are rare in Gaza, reflect growing frustration over the conflict and Hamas’s rule. While some citizens openly criticized the group, fearing repercussions, public support for Hamas has waned significantly. Local media downplayed the protests, emphasizing them as anti-war demonstrations rather than critiques of Hamas.
Ungewöhnliche Proteste im Gazastreifen
In einer bisher ungesehenen Wendung der Ereignisse seit Beginn des Krieges marschierten am Dienstag Hunderte von Palästinensern durch die Straßen von Beit Lahia. Diese außergewöhnliche Protestaktion zog die Aufmerksamkeit auf sich, während andere sich vor dem Krankenhaus der Stadt versammelten. Einige Demonstranten schwenkten weiße Fahnen, während andere Plakate mit Botschaften wie “Stoppt den Krieg” oder “Kinder in Palästina wollen leben” hochhielten. Mehrere Videos zeigen, dass viele Demonstranten Slogans wie “Hamas raus!” und “Ja zum Frieden, nein zu Hamas!” riefen.
Repression und öffentliche Meinung
Proteste im Gazastreifen sind selten, insbesondere solche, die sich gegen die islamistische Terrororganisation richten, die seit 2007 mit eiserner Hand über das Küstengebiet herrscht. Berichten zufolge versuchten maskierte und bewaffnete Mitglieder von Hamas am Dienstag, die Proteste gewaltsam zu zerschlagen. Trotz dieser Bedrohung kam es im Laufe des Tages zu spontanen Demonstrationen an anderen Orten im Gazastreifen, die auch am Mittwoch in Beit Lahia und in einem Stadtteil von Gaza-Stadt anhielten.
Der genaue Auslöser für die Proteste bleibt unklar. Am Montag feuerten Terroristen der mit Hamas verbündeten Palästinensischen Islamischen Dschihad mehrere Raketen aus dem nördlichen Gazastreifen, was die israelische Armee veranlasste, die Evakuierung der Bewohner in großen Teilen der Stadt zu fordern. Gleichzeitig scheint die allgemeine Frustration gegen die Wiederaufnahme des Krieges gerichtet zu sein, nachdem Israel in der letzten Woche einen zweimonatigen Waffenstillstand brach und die Bombardierungen wieder aufnahm.
Die Demonstranten stehen vor brutalen Repressionen. Nach den ersten Protesten in Beit Lahia gingen auch Dutzende von Palästinensern in Jabalia auf die Straße. Ein Demonstrant namens Majdi wurde mit der Frage zitiert: “Wenn die Lösung darin besteht, dass Hamas die Macht im Gazastreifen abgibt, warum tut sie das nicht, um die Bevölkerung zu schützen?”
In einem Interview erklärte Ahmed al-Masri: “Wir wollen weitermachen, bis das Blutvergießen aufhört und Hamas die palästinensische Szene verlässt.” Es ist jedoch fraglich, ob die Proteste die Terrororganisation tatsächlich beeinflussen können, da sie während des Waffenstillstands angedeutet hatte, unter bestimmten Umständen bereit zu sein, die politische Macht abzugeben, gleichzeitig aber das Niederlegen der Waffen ausschloss.
Obwohl Hamas im Krieg mit Israel erheblich geschwächt wurde, bleibt sie die einzige Autorität im Gazastreifen. Viele Kämpfer von Hamas sind seit dem Ende des Waffenstillstands wieder untergetaucht, was möglicherweise erklärt, warum größere Zusammenstöße mit den Demonstranten bisher vermieden werden konnten.
Die öffentliche Meinung scheint Hamas nicht zu interessieren. Es ist unklar, wie groß die aktuelle Protestbewegung tatsächlich ist, da Videos Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Menschen zeigen, die an den Demonstrationen teilnehmen. Laut einer Umfrage aus dem letzten Dezember unterstützen nur noch fünf Prozent der Menschen im Gazastreifen eine Hamas-Regierung. Dennoch haben bis jetzt nur wenige gewagt, offen Kritik zu äußern, aus Angst vor Repressalien.
Die Terrororganisation hat sich bislang nicht zu den Ereignissen geäußert. Während die lokalen Medien über die Proteste berichteten, wurde die Kritik an den Islamisten nicht erwähnt. Stattdessen wurden die Versammlungen als “Demonstrationen gegen den Krieg” beschrieben. Auch in arabischen Medien, die normalerweise jeden Bericht aus Gaza aufgreifen, werden die Ereignisse kaum erwähnt. Einige Demonstranten riefen: “Wir wollen kein al-Jazeera!” und beklagten in sozialen Medien, dass der Nachrichtenkanal nicht über die Proteste berichtete.