The challenges of serving a summons to Antoinette Sassou-Nguesso, the First Lady of Congo-Brazzaville, highlight the complexities of addressing corruption among African elites. French authorities, investigating the Sassou-Nguesso family’s extensive wealth amidst national poverty, faced difficulties in locating her. Despite ongoing investigations into ill-gotten gains, relations between France and Congo-Brazzaville remain strong, although tensions are rising due to perceived mistreatment by the French justice system, potentially jeopardizing a planned state visit.
Die Herausforderungen bei der Zustellung einer Vorladung
Die Zustellung einer Vorladung an die First Lady einer afrikanischen Kleptokratie gestaltet sich als äußerst schwierig. Diese Erkenntnis haben die Pariser Polizeibeamten in den letzten Tagen gewonnen. Als sie an der Tür einer luxuriösen Wohnung im 17. Arrondissement, unweit der Champs-Élysées, klingelten, war Antoinette Sassou-Nguesso nicht anwesend. Stattdessen befand sie sich drei Kilometer entfernt in einer weiteren luxuriösen Wohnung in der Avenue Rapp, im 7. Arrondissement, direkt neben dem Eiffelturm.
Einige Tage später bestieg die 79-jährige Ehefrau des Präsidenten von Kongo-Brazzaville ein Flugzeug in Richtung Zentralafrika. Sie hatte nicht die Absicht, vor den Behörden auszusagen, wie es möglich ist, dass die Präsidentsfamilie eines der ärmsten Länder der Welt mehr als ein Dutzend Wohnungen und Häuser in Frankreich, zahlreiche Bankkonten sowie Luxusautos wie Aston Martins, Porsches, Mercedes und Audis besitzt.
Korruption und Luxus im Kongo-Brazzaville
Die französischen Behörden ermitteln seit über einem Jahrzehnt gegen mehrere präsidiale Clans in Zentralafrika, die für ihre chronische Korruption und Vorliebe für europäischem Luxus bekannt sind. Die Untersuchungen laufen unter dem Titel “biens mal acquis” (ill-gotten gains) und führten bereits zur Beschlagnahme von Rolls-Royces, Schmuck und Kunstwerken. Diesmal sollten die Ermittlungen auf das Immobilienvermögen des Sassou-Nguesso-Clans fokussiert werden, wie das Online-Medium “Africa Intelligence” berichtete. Das geplante Verhör fand jedoch nicht statt.
Antoinette Sassou-Nguesso war vor vielen Jahrzehnten einmal Lehrerin, ehe sie 1969 Denis Sassou-Nguesso heiratete, einen Offizier, der gerade beim Sturz des Präsidenten von Kongo-Brazzaville mitgewirkt hatte. Zehn Jahre später wurde er Präsident, und Antoinette übernahm die Rolle der First Lady. Seitdem sind sie bis heute in diesen Positionen, mit einer Unterbrechung von fünf Jahren zwischen 1992 und 1997. Nur die Präsidenten von Äquatorialguinea und Kamerun, ebenfalls betagte Persönlichkeiten wie Sassou-Nguesso, regieren länger.
Trotz des Ölreichtums bleibt Kongo-Brazzaville ein armes Land. Im UN-Menschenentwicklungsindex rangiert es kürzlich auf Platz 149 von 194 Staaten, wobei mehr als die Hälfte der Bevölkerung in extremer Armut lebt. Dies ist größtenteils auf die Machenschaften des präsidialen Clans zurückzuführen, der das Land ruiniert und gleichzeitig die Staatskasse geplündert hat.
Die Extravaganzen afrikanischer Präsidenten und ihrer Familien in Europa ziehen seit langem Aufmerksamkeit auf sich. Mobutu Sese Seko, der drei Jahrzehnte lang Präsident von Kongo-Kinshasa war, besaß eine prächtige Villa an der Côte d’Azur und reiste für Shoppingtouren nach Paris. Paul Biya, der 92-jährige Präsident von Kamerun, zieht es vor, im Intercontinental Hotel in Genf zu wohnen, wo er angeblich mit Taschen voller Euros die Rechnung bezahlt. Teodorin Obiang, Sohn des Präsidenten von Äquatorialguinea und Vizepräsident, konnte im Jahr 2021 nicht verhindern, dass die französischen Behörden seinen Pariser Stadtpalast mit über hundert Zimmern und seine Kunstsammlung, die Werke von Degas und Renoir umfasst, beschlagnahmten.
Es ist kein Zufall, dass diese Ereignisse oft in Frankreich stattfinden und die Hauptakteure aus ehemaligen französischen Kolonien stammen. Das System der “Françafrique”, mit dem Frankreich seinen Einfluss in Afrika nach der Welle der Unabhängigkeit um 1960 aufrechterhielt, basierte darauf, dass französische Regierungsvertreter enge Beziehungen zu francophilen afrikanischen Eliten pflegten, um militärische Interventionen zu planen und Geschäfte zu tätigen. Lange Zeit übersah Frankreich, dass die afrikanischen Partner stark korrupt waren.
Inzwischen ist “Françafrique” im Sterben begriffen, teilweise aufgrund der Exzesse der herrschenden Clans. Mehrere von ihnen sind in den letzten Jahren Opfer von Staatsstreichen geworden. Erst kürzlich, im Jahr 2023, wurde Ali Bongo in Gabun abgesetzt, der wie die Sassou-Nguessos Ziel der “Biens mal acquis”-Untersuchungen ist.
Obwohl die französische Justiz in den letzten anderthalb Jahrzehnten zunehmend korrupten afrikanischen Herrscherfamilien nachgeht, hat dies Frankreich keine neuen Sympathien in Afrika eingebracht. Ein großer Teil der Bevölkerung sieht Figuren wie Denis Sassou-Nguesso oder Ali Bongo als Marionetten Frankreichs an. Nach den Militärputschs sind die bestehenden anti-französischen Stimmungen weiter gestiegen, auch weil die Militärjuntas sie absichtlich anheizen. Frankreich musste inzwischen nahezu alle seine Militärbasen in West- und Zentralafrika räumen.
Trotz der Tatsache, dass mehrere französische Verbündete in Afrika in den letzten Jahren weggefallen sind, bleiben die Beziehungen zu Kongo-Brazzaville gut – trotz der parallelen Ermittlungen gegen die Sassou-Nguessos. Bei der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame im Dezember saßen Denis und Antoinette Sassou-Nguesso in der ersten Reihe, direkt neben der Familie des amerikanischen Präsidenten Joe Biden, neben Donald Trump und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Doch nun könnte die Beziehung ernsthaft erschüttert werden. Medienberichten zufolge ist Denis Sassou-Nguesso darüber empört, wie die französische Justiz mit seiner Frau umgeht. Ein für Ende März geplanter Staatsbesuch in Frankreich steht auf der Kippe.