Psychological Abuse Allegations in Gymnastics: Sports Minister Urges New Strategies for DTB Trust Issues

Baden-Württemberg’s Sports Ministry expresses skepticism about the German Gymnastics Federation’s (DTB) efforts to address issues in gymnastics, prioritizing athlete welfare. Despite discussions, trust in the DTB has eroded, prompting calls for alternative approaches to investigations. An open letter from 28 former gymnasts questioned the independence of the current inquiry. The ministry asks for better engagement with athletes, as it prepares to allocate significant funding to gymnastics, highlighting the need for transparency and cultural change within the sport.

Sportministerium Baden-Württemberg äußert Zweifel an der Aufarbeitung im Turnsport

Das Sportministerium von Baden-Württemberg zeigt sich skeptisch gegenüber der effektiven Lösung der Probleme im Turnsport durch den Deutschen Turner-Bund (DTB) und fordert nun Vorschläge vom Landessportverband.

Trotz Gesprächen und E-Mail-Austausch konnten sich das Sportministerium und der DTB nicht einigen. Sportministerin Theresa Schopper (Grüne) betonte in den letzten Wochen, insbesondere angesichts der öffentlich bekannt gewordenen Missstände an den Turnzentren in Stuttgart und Mannheim, dass das körperliche und psychische Wohl der Athleten höchste Priorität haben müsse.

Die erfolgreiche Klärung und nachhaltige Aufarbeitung der Vorfälle hängt jedoch von der Akzeptanz der betroffenen Athleten ab. Das Vertrauen vieler Personen in die Arbeit des DTB ist mittlerweile stark erschüttert. Auch DTB-Sportdirektor Thomas Gutekunst räumte bei einer Medienveranstaltung anlässlich des Turn-Weltcups in Cottbus ein, dass das „verlorene Vertrauen in vielen Bereichen“ wiederhergestellt werden müsse.

Ministerin Schopper fordert alternative Ansätze zur Aufarbeitung

Die tiefen Zweifel an der Aufarbeitungsstrategie des DTB wurden in einem offenen Brief von 28 Personen, darunter (ehemalige) Spitzenturnerinnen wie Sophie Scheder und Janine Berger, geäußert. Diese hinterfragten die Unabhängigkeit der Frankfurter Kanzlei Rettenmaier und forderten den DTB auf, das Mandat zur Untersuchung zurückzuziehen. Eine von Janine Berger initiierte Petition hat bereits über 4.000 Unterschriften gesammelt.

Auf eine Anfrage des SWR, ob das Sportministerium die Akzeptanz des DTB-Ansatzes unter den Athleten als ausreichend erachtet, antwortete Ministerin Schopper: „Wir sehen diese grundlegende Voraussetzung aufgrund des Ansatzes des DTB noch nicht vollständig erfüllt.“

Die ehemalige Turnerin Janine Berger begrüßte die Maßnahmen des Ministeriums: „Ich freue mich, dass das Ministerium nun seine Erwartungen an den Deutschen Turner-Bund klarstellt. Da jedoch bereits Umfragen der beauftragten Kanzlei Rettenmaier stattfinden, sollte auch eine sofortige Einstellung dieser Umfragen gefordert werden, bevor nach weiteren Lösungen gesucht wird. Zudem erwarte ich, dass der Landessportverband in einen offenen Dialog eintritt, bevor eine neue, nicht vorher besprochene Lösung präsentiert wird.“

Der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) ist die Dachorganisation der Sport-Selbstverwaltung im Bundesland und vertritt 84 Fachverbände mit insgesamt fast 1,2 Millionen Mitgliedern. Das Ministerium sieht die Sportorganisationen im Land zunehmend in der Verantwortung. Im Jahr 2025 wird das Ministerium 1,6 Millionen Euro an den Turnsport in Baden-Württemberg auszahlen, die vom Land an den LSVBW fließen, der diese dann verantwortungsbewusst an die Fachverbände verteilt.

DTB-Sportdirektor Gutekunst erklärte: „Ein vollständiger Kulturwandel dauert eher zehn Jahre als zwei oder drei.“

Am Rande des Turn-Weltcups in Cottbus versuchte DTB-Präsident Alfons Hölzl, die Initiative zu ergreifen. Der DTB hatte zu einer Medienrunde eingeladen, um die öffentlich bekannt gewordenen Probleme im deutschen Turnsport zu thematisieren. Hölzl signalisierte, dass dies für ihn höchste Priorität habe: „Deshalb bin ich hier. Ich hätte auch zu Hause bleiben können.“

Hölzl betonte, dass Transparenz oberstes Gebot sei und nichts mehr unter den Teppich gekehrt werde. Nach dem Turnskandal im Chemnitzer Leistungszentrum 2021 hatte der DTB strukturelle Verbesserungen vorgenommen. Im Rahmen des Projekts „Leistung mit Respekt“ wurden neue Richtlinien für Trainer, Eltern, Athleten und Offizielle entwickelt.

Die neue Welle ernsthafter Vorwürfe, insbesondere bezüglich psychischer Gewalt, traf den deutschen Turnsport jedoch hart. Hölzl berichtete von „etwas über 20 Meldungen“, die kürzlich beim DTB eingegangen seien. Nach der Untersuchung durch die Kanzlei Rettenmaier, die mehrere Monate in Anspruch nehmen wird, soll es eine Aufarbeitung durch einen externen Expert:innenrat geben.

In Cottbus zeigte Hölzl optimistische Ansätze, um die Bedenken von Ministerin Schopper auszuräumen: „Man muss hier das entsprechende Wissen schaffen, auch im Ministerium. Wir stehen im Austausch. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.“ Das Sportministerium scheint jedoch einen anderen Weg einzuschlagen.

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