Angela Merkel and Barack Obama share a unique bond characterized by their pragmatic, analytical natures. Their discussions reveal parallels in their careers and experiences as outsiders in politics. They address societal divisions and the importance of understanding different perspectives, while also acknowledging the challenges of climate change and migration. Despite their deep conversation, the absence of any mention of Russia and Ukraine during their dialogue raises questions, particularly given its significance in Merkel’s tenure.
Die faszinierende Verbindung zwischen Angela Merkel und Barack Obama
Die Gespräche zwischen Angela Merkel und Barack Obama sind äußerst fesselnd. Auf den ersten Blick erscheinen sie sehr unterschiedlich, doch während des Austausches wird deutlich, wie viele Gemeinsamkeiten sie verbinden. Zu Beginn ihres Treffens in Washington, das in “The Anthem” stattfand, thematisieren sie selbst ihre charakterlichen Ähnlichkeiten. “Sie ist eine Wissenschaftlerin,” bemerkt Obama. “Pragmatisch und analytisch. Deshalb hat sie darauf bestanden, an diesem Abend Deutsch zu sprechen, mit Simultanübersetzung, obwohl ihr Englisch ausgezeichnet ist. Präzision ist ihr wichtig.” Merkel erwidert: “Das gilt auch für ihn als Juristen. Er legt stets Wert auf Logik und Klarheit.” Es ist gut möglich, dass ihre gemeinsame Vorliebe für Rationalität sie verbindet.
Karrieren, die Parallelen aufweisen
Obwohl sie sich als “liebe Freunde” ansprechen, strahlen sie eine Art distanzierte Wärme aus. Neben dieser seelischen Verbindung gibt es auch überraschende Parallelen in ihren Karrieren. Merkel fasst ihr Leben, in Anlehnung an ihre kürzlich veröffentlichten Memoiren “Freiheit”, mit der Formel “35:35” zusammen: Die mittlerweile 70-jährige Bundeskanzlerin, die von 2005 bis 2021 im Amt war, verbrachte die erste Hälfte ihres Lebens in Ostdeutschland, die zweite – nach dem Mauerfall – in Westdeutschland und zunehmend weltweit.
Obwohl sie sich nach 1989 über die neu gewonnene Freiheit und den erweiterten Horizont freute, fühlte sie sich oft als Außenseiterin in der politischen Arena, sowohl als Ostdeutsche als auch als Frau. “Viele Westdeutsche verstanden nicht, dass man unter einer kommunistischen Diktatur leiden und trotzdem ein gutes, interessantes Leben führen kann,” so Merkel. Obama deutet dies an, und es wird klar, dass er als erster schwarzer Präsident, von 2009 bis 2017 im Amt, mit einem kenianischen Vater und einer Kindheit in Hawaii und Indonesien, die unter dem Verdacht stand, kein “echter Amerikaner” zu sein, eine gewisse Vertrautheit mit Merkels Erfahrungen hat.
Die Parallelen tauchen erneut auf, als sie über die Brüche in der Gesellschaft sprechen – Merkel über die anhaltenden Spannungen zwischen Ost- und Westdeutschland, Obama über die Spaltungen zwischen Schwarz und Weiß, städtisch und ländlich, Demokraten und Republikanern. Merkel thematisiert die Windkraftanlagen, die die ländliche Bevölkerung mit Lärm und Schatten belasten, während die “naturverbundenen, grünen Stadtbewohner” ihnen vorwerfen, gegen erneuerbare Energien zu sein.
Obama spricht von ländlichem Amerika und den Werten, die die Grundlage der USA bilden, welche die globalen Nomaden in den Metropolen oft nur müde belächeln. Beide bemerken eine zunehmende Entfremdung der sozialen Blasen und das weit verbreitete Gefühl unter breiten Bevölkerungsschichten, nicht ernst genommen zu werden. Sie plädieren für mehr Neugier und Offenheit gegenüber anderen Lebensweisen und Einstellungen, wobei Obama betont: “Besonders bei einem Politiker kann die Öffentlichkeit spüren, ob er wirklich zuhört und den anderen wahrnimmt oder nur vorgibt.”
Obwohl Obama betont, dass er nicht Oprah Winfrey, die berühmte Moderatorin und Interviewerin, ist, gelingt es ihm, Merkel aus ihrer Schale zu locken; nicht durch Provokationen, sondern durch echtes Interesse. Vor allem die deutsche Wiedervereinigung, die Verschmelzung unterschiedlicher Welten, scheint ihn zu faszinieren. Immer wieder zieht er Parallelen zwischen Merkels Lebensweg und dem “großen Experiment der nationalen Integration”, wie er es nennt. Doch Merkel lässt sich nicht leicht aus der Reserve locken. Nach jeder Frage nimmt sie sich viel Zeit zum Nachdenken. “Sie sind eher introvertiert,” bemerkt Obama einmal mit einem Lächeln, worauf sie antwortet: “Es ist wichtig, sein Gegenüber vor dem Gespräch zu analysieren.”
In Bezug auf das Klima sind sich beide einig. Merkel schlägt einen selbstkritischen Ton an, als sie sagt, dass während ihrer Amtszeit Fortschritte erzielt wurden, aber zu langsam. “Ich konnte nicht die notwendigen Mehrheiten sammeln. Es ist richtig, dass die jungen Menschen, die die Folgen tragen werden, jetzt Druck ausüben.” Als sie anspricht, dass der Klimawandel auch Migration verursacht – beispielsweise aus Afrika – bringt Obama die Flüchtlingskrise von 2015 zur Sprache. Merkel betont, dass sie den Syrern, die vor dem Krieg fliehen, nicht einfach den Rücken kehren konnten, gesteht aber gleichzeitig, dass sie nicht unbegrenzt Ausländer aufnehmen konnten und auch die kriminellen Netzwerke der Menschenhändler im Auge behalten müssen, abgesehen von den Opfern.
Obama thematisiert den Zusammenhang zwischen Migration und dem Aufstieg rechter Politiker. Merkel sieht darin einen Balanceakt – zwischen Menschlichkeit, dem wirtschaftlichen Bedarf an jungen Arbeitskräften, der Integration von Einwanderern und den wirtschaftlichen sowie sozialen Sicherheitsbedürfnissen der Einheimischen.
Sie diskutieren auch ausführlich über die Finanzkrise von 2008 und 2009, insbesondere über das Dilemma, dass sie die Banken zur Verantwortung ziehen wollten, gleichzeitig aber unterstützen mussten, um schlimmere Folgen zu verhindern. “Als Präsident sieht man sich oft solchen Widersprüchen gegenüber,” sagt Obama. “Man hat Ideale und Werte, aber in der Praxis gibt es kaum perfekte Lösungen, nur pragmatische Kompromisse.”
Es bleibt jedoch unverständlich, warum Obama in der fast zweistündigen Diskussion kein einziges Mal das explosive Thema rund um Russland, Putin und die Ukraine anspricht. Immerhin ist dies eine der größten Belastungen von Merkels langer Amtszeit. Vermutlich hätte sie etwas über “pragmatische Kompromisse” erwähnt. Aber Obama hätte es zumindest versuchen sollen, “lieber Freund” hin oder her.